Dem Terroranschlag in Berlin, wo Tschechien ums Leben kam, gingen eine Reihe von Fehlern voraus

Eine Reihe von Einzelfehlern, die Gesamtüberlastung der verantwortlichen Institutionen, der Mangel an Ressourcen, die Zersplitterung der Befugnisse und auch die fehlende gegenseitige Kommunikation trugen dazu bei, dass die deutschen Behörden es versäumten, die Tunesierin Anisa Amri an einem Terroranschlag auf dem Adventsmarkt zu hindern Dezember 2016 in Berlin-Mitte.

Dies stellt der Untersuchungsausschuss der Bundesversammlung im Abschlussbericht fest, der nach dreijähriger Arbeit die Aufklärung der Tatumstände abgeschlossen hat. Amri tötete dann 12 Menschen, darunter einen Tschechen. Das 1873 Seiten umfassende Dokument wird am Donnerstag im Plenum der Bundesversammlung beraten.

„Der Ausschuss ist überzeugt, dass dies sowohl auf einzelne Fehleinschätzungen und Unterlassungen als auch auf strukturelle Probleme der zuständigen Behörden zurückzuführen ist“, heißt es in dem Abschlussbericht. Das strukturelle Problem war beispielsweise der Mangel an Ressourcen, so dass die Behörden die potenziell gefährlichen Radikalen sowie deren Gesamtüberlastung aufgrund der hohen Flüchtlingszahlen im Land nicht mithalten und überwachen konnten. Explizit erwähnt der Bericht auch die zersplitterten Kompetenzen einzelner Staatsanwaltschaften oder die unzureichende Kommunikation und den Informationsaustausch zwischen Landes- und Bundesbehörden.

Obwohl der Untersuchungsausschuss eine Reihe von Fehlern aufdeckte, identifizierte er keine einzige Hauptursache. „Keine einzelne Fehleinschätzung und Unterlassung war an sich besonders gravierend. Aber sie alle waren eng mit den genannten strukturellen Problemen verbunden. All dies zusammen führte dazu, dass niemand Amri aufhielt und niemand den Angriff verhinderte“, heißt es in dem Bericht weiter.

Auch die Oppositionsfraktionen der Liberalen (FDP), der Grünen und der postkommunistischen Linken vertraten die sogenannte Sonderabstimmung, also ihre unterschiedliche Position. Es sei nicht klar, ob das Bundesamt für Verfassungsschutz (BfV), wie es offiziell heißt Deutsch zivile Spionageabwehr, über Amrim nicht mehr als bekannt. Sie sind sich auch einig, dass Amri kein typisches Beispiel für einen selbsttätigen Angreifer ist, der sich radikalisiert und heimlich einen Anschlag geplant hat, weil Tunesier von Geheimdiensten beobachtet werden.

Auch die als populistisch bis rechtspopulistisch bezeichnete Anti-Einwanderungs-Alternative für Deutschland (AfD) verabschiedete eine gesonderte Abstimmung. Die AfD betonte ihre Ansicht, dass eine strenge Überwachung der deutschen Grenze das Risiko eines ähnlichen Anschlags deutlich reduzieren würde.

Amri verübte den Angriff am 19. Dezember 2016, als er im Advent mit einem gestohlenen Lastwagen in eine Menschenmenge fuhr Berlin Breitscheidplatz. Zusammen mit einem tschechischen Staatsbürger tötete er elf weitere Menschen. Sein Opfer war ebenfalls ein polnischer Lastwagenfahrer, den Amri erstochen und erschoss. Etwa 50 Menschen wurden verletzt. Der Attentäter wurde später in Italien von der Polizei erschossen.

Der Bericht erwähnt Tschechien mehrmals am Rande, nicht nur wegen des tschechischen Opfers, sondern auch wegen der Spuren, die dorthin führen. Ein Beispiel ist Amris Erma 22-Pistole, mit der er einen polnischen Fahrer tötete und bei sich hatte, als die italienische Polizei ihn erschoss. Laut Seriennummer wurde festgestellt, dass die Pistole in Deutschland hergestellt wurde und der anschließende Verkauf die Schweiz und Tschechien erreichte, wo die Spur aufgrund der freiwilligen Registrierung verloren ging. „Daher ist nicht nachvollziehbar, wann und auf welchem ​​Weg die Waffe wieder nach Deutschland gelangt ist und wer sie verkauft oder an Amri übergeben hat“, heißt es in dem Bericht.

Video: Ein Taxifahrer hat einen Lastwagen aufgenommen, der zum Weihnachtsmarkt in Berlin rast. Die Leute rannten verängstigt davon

Reuters behauptet, exklusives Filmmaterial zu haben, in dem ein Lkw-Fahrer absichtlich auf den Weihnachtsmarkt in Berlin fährt. | Video: Reuters

Aldrich Sachs

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