Sozialdemokrat im Kanzleramt und Umweltschützer in der Außenpolitik: Nach dem Tandem Gerhard Schröder-Joschka Fischer (1998-2005) bereitet sich ein solches Team zum zweiten Mal auf die deutsche Diplomatie vor. Und überraschenderweise ist es Annalena Baerbock, die ehemalige Kanzlerkandidatin der Grünen, die die Außenpolitik in der Regierung von Olaf Scholz beerben soll, deren Amtsantritt für die Woche vom 6. Dezember geplant ist.
Wenn ihre Ernennung bestätigt wird, wird Annalena Baerbock die erste Frau in Deutschland sein, die ein solches Amt bekleidet. Mit nur 40 wird sie auch die jüngste Halterin. Eine echte Herausforderung für sie, die noch nie Ministerin war. Aber ein kalkuliertes Risiko: Seit ihrer Wahl zur Grünen-Präsidentin im Januar 2018 hat sie sich auf außen- und verteidigungspolitische Fragen spezialisiert. Themen, über die sie häufiger sprach als ihr „Binomial“ an der Spitze der Partei, Robert Habeck, an den ein großes Ministerium für Wirtschaft, Energie und Klima zurückkehren sollte.
Bewaffnete Drohnen
Laut dem am Mittwoch, 24. November, enthüllten „Koalitionsvertrag“ soll sich die Rolle Deutschlands auf der internationalen Bühne jedoch mit dem Abgang von Angela Merkel nicht entscheidend ändern. „Deutschland muss als Stabilitätspol auch weiterhin eine führende Rolle in Europa spielen“, können wir in dem Dokument nachlesen, das zugleich Berlins Verbundenheit mit den transatlantischen Beziehungen bekräftigt. Wenn in diesem Punkt das von der NATO gesetzte Ziel, 2 % ihres BIP für ihre Militärausgaben aufzuwenden, nicht ausdrücklich erwähnt wird, wird jedoch ein anderer Prozentsatz angegeben: 3 % des Budgets für Außenpolitik, Sicherheit und Entwicklung. Das erlaubt SPD und Grünen – zögerlich bei den 2% – nicht nachzugeben, ohne Washington zu beunruhigen. Ein weiterer Punkt, der Deutschlands Verbündete beruhigen wird: die – unter Auflagen – Akzeptanz bewaffneter Drohnen zur Ausrüstung der Bundeswehr. Ein Punkt, an dem die SPD in den letzten Jahren dennoch vier Eisen gebremst hatte.
In Bezug auf die Beziehungen zu China, einem Land, das beschrieben wird als „Systemischer Rivale“, ist der Ton, wenig überraschend, fester als in der Vergangenheit. Dasselbe gilt für Russland, wie auch allgemein für alle Länder, die die grundlegenden Regeln der Rechtsstaatlichkeit nicht respektieren. Unter diesem Gesichtspunkt wird die moralische Dimension der deutschen Außenpolitik stärker betont als in den „Koalitionsverträgen“ früherer Wahlperioden.
Ein solches Dokument ist jedoch manchmal durch sein Schweigen ebenso aufschlussreich wie durch die Absichten, die es zeigt. So sucht man vergeblich nach Anspielungen auf Nord Stream 2, diese umstrittene Gaspipeline zwischen Russland und Deutschland, deren deutsche Netzagentur die Zulassung nur vorübergehend ausgesetzt hat, die aber ein projektbegünstigender Zwiespalt zwischen der SPD bleibt , und die Grünen, die von Anfang an dagegen sind.
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