Der italienische Journalist Riccardo Ehrman ist im Alter von 92 Jahren gestorben. Er stellte 1989 einem Politiker aus der DDR eine historische Frage, die schließlich zum Fall der Berliner Mauer führte.
Ehrman sei im spanischen Madrid gestorben, berichtete die italienische Nachrichtenagentur Ansa am Dienstagabend (14.12.) unter Berufung auf die Ehefrau des Journalisten. Er lebte in der spanischen Hauptstadt, der letzten Stadt, in der er beruflich tätig war.
Am 9. November 1989 kündigte Günter Schabowski, Sprecher der damaligen DDR-Regierung, auf einer Pressekonferenz ein neues Reisegesetz an, das in die Geschichte eingehen sollte. Auf eine Frage von Ehrman, damals Ansa-Korrespondent in Berlin, nach einem Inkrafttreten des Gesetzes reagierte der Politiker nach einem Missverständnis mit einem Satz, der weltweit bekannt wurde: „Soweit ich weiß, geht es… sofort „.
Jahre später sagte Ehrman, er habe die Bedeutung der Tatsache sofort verstanden – im Gegensatz zu anderen Kollegen, die es vorzogen, allgemeiner zu sein und nur über die Erleichterung des Reisens berichteten.
„Ich bin sofort abgereist und habe ein Telex an meine Zentrale in Rom geschickt: ‚Die Mauer ist gefallen'“, erzählte der Journalist 2014 zum 25. Jahrestag des Falls der Berliner Mauer.
Sicherung für den Herbst
Die Nachricht von Ehrman verbreitete sich schnell auf der ganzen Welt. Das Interview wurde live übertragen und in West- und Ostdeutschland verfolgt. Bald darauf pilgerten DDR-Bürger unter dem kommunistischen Regime an die Berliner Innengrenze. Drei Stunden lang hielten die Grenzschutzbeamten – die nicht über die neue Regelung informiert worden waren – den Menschenzustrom in Schach.
Als das „Fernsehen des Westens“ seine Kameras montierte und die sensationelle Nachricht bestätigte, war klar, dass die Teilung Deutschlands – symbolisiert durch den Bau der Berliner Mauer am 13. August 1961 – zu Ende war.
Spät in der Nacht hörten die Sicherheitskräfte auf, Widerstand zu leisten, öffneten die Berliner Grenzübergänge und ließen Menschen ungehindert von Ost nach West und umgekehrt passieren.
Internationale Karriere
Ehrman wurde polnischer und jüdischer Abstammung am 4. November 1929 in Florenz geboren. Im Alter von 13 Jahren wurde er in ein vom italienischen Diktator Benito Mussolini gegründetes Judenlager in Süditalien gebracht.
Er studierte Jura und Musik und begann seine Karriere als Reporter für die Florenzer Tageszeitungen „Il Matino“ und „La Natione“. Anschließend arbeitete er für Associated Press in Rom und New York, bevor er zur italienischen Nachrichtenagentur Ansa wechselte.
Er arbeitete als Ansa-Korrespondent in Ottawa, Kanada, und später in Berlin. Seit den 1990er Jahren lebte er in Spanien. Zeit seines Lebens hat er zahlreiche Interviews zu der 1989 gestellten historischen Frage gegeben.
le/ek (DPA, ots)
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