Das Filmfest, das deutsche, österreichische und Schweizer Innovationen präsentiert, startet am kommenden Mittwoch, 20. Oktober, mit Curveball. An den Vorführungen im Kino Lucerna in Prag nehmen die Leiter Sebastian Blomberg und Michael Wittenborn teil. Das fünfzehnte Jahr der Show wird bis zum 26. Oktober dreißig Filme präsentieren.
Die Veranstaltung in den Kinos Lucerna und Atlas wird vom Deutschen Goethe-Institut, dem Österreichischen Kulturforum und der Schweizer Botschaft organisiert. Vom 2. bis 7. November wird das Festival im Brünner Kunstkino fortgesetzt. Eine separate Retrospektive des Regisseurs Werner Herzog findet in Ponrep, Prag statt.
Johannes Nabers Eröffnungsfilm Curveball enthüllt „die wahre Geschichte einer der größten Fake News der modernen Geschichte über die Produktion biologischer Waffen für den Irak unter Saddam Hussein“, sagte Klara Arpa vom Goethe-Institut in Prag.
Der irakische Diktator setzte in den 1980er Jahren im Krieg mit dem Iran und bei ethnischen Säuberungen in überwiegend kurdischen Provinzen biologische Waffen ein. Während der Operation Anfal setzten seine Truppen Senf- und Sarin-Nervengas ein. Nach Angaben kurdischer Beamter starben bei der Intervention bis zu 180.000 Zivilisten. Der Einsatz chemischer Waffen ist durch die Genfer Konventionen verboten.
2011 gab der irakische Überläufer Rafid Janabi zu, dass der deutsche Geheimdienst zu Beginn des Jahrtausends einen fiktiven Bericht über mobile Labore bekämpft hatte, in denen Hussein angeblich andere Massenvernichtungswaffen herstellte. Die Deutschen gaben die Botschaft an die Amerikaner weiter, die sie später als einen der Gründe für die Invasion des Irak im Jahr 2003 nutzten. Mit dieser Geschichte beschäftigt sich Curveball.
Spiel- und Dokumentarfilme des diesjährigen Programms von Das Filmfest verbinden nach Angaben der Veranstalter die Ereignisse des letzten Jahrhunderts mit unscheinbaren persönlichen Geschichten vor dem Hintergrund historischer und gesellschaftlicher Probleme.
Das Programm ist in mehrere Abschnitte unterteilt. Der Film Das Filmfest Spezial präsentiert unter anderem einen Spielfilm über den berühmten Regisseur Rainer Werner Fassbinder, genannt Enfant terrible.
Ein Abschnitt namens Nein! bespricht den Trotz gegen die Umwelt und die Notwendigkeit, sich selbst zu widerstehen. Der Film Go to Moscow wird in Tschechien durch einen wenig bekannten Skandal mit Geheimakten aus den späten 1980er Jahren in der Schweiz ans Licht gebracht, als die Polizei Hunderttausende Bürger wegen ihrer angeblichen Sympathien für die sowjetische Politik ausspionierte. Regisseur Micha Lewinsky wird der tschechischen Premiere beiwohnen.
In der Rubrik Zum Familiennamen sehen die Zuschauer unter anderem eine Neuheit der deutschen Oscar-prämierten Regisseurin Caroline Link mit dem Titel How Hitler Stole a Pink Rabbit, die auch die jüdische Emigration während der NS-Zeit aus der Sicht der Kinder beschreibt.
Unter den Dokumentarfilmen bietet das Festival unter anderem zwei Filme, Davos und Forum, die dem letztjährigen Treffen des Weltwirtschaftsforums und dem Einfluss der Mächtigen auf die Gesellschaft gewidmet sind.
Auf dem Programm steht auch ein Zeitraffer-Roadmovie The German Road von Regisseur Wolfgang Ettich, der nach dem Mauerfall lange Zeit in der DDR dieselben Menschen kennengelernt hat. Er fing ihre Hoffnungen und Enttäuschungen ein.
Im vergangenen Jahr fand Das Filmfest aufgrund der Coronavirus-Pandemie nur online statt. Nach Angaben der Veranstalter sahen 7.000 Zuschauer sieben Filme.
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