Nach einem Vorschlag der Europäischen Kommission, der den Mitgliedstaaten Ende des Jahres zugegangen ist, sollen Atom- und Erdgas unter bestimmten Voraussetzungen in die Liste der grünen Investitionen aufgenommen werden. Deutschland gefällt aber nicht, dass neben Erdgas auch der Kern ausgenommen werden soll.
Unser westlicher Nachbar hat zum Jahresende den Betrieb von drei Kernkraftwerken eingestellt und beabsichtigt, dies noch in diesem Jahr in den restlichen drei zu tun. Das Land hat einen klaren Blick auf den Kern: Anders als Erdgas betrachtet es es nicht als nachhaltigen Energieträger.
„Erdgas ist für die Bundesregierung eine wichtige Brückentechnologie auf dem Weg zur Treibhausgasneutralität vor dem Hintergrund der Stilllegung von Kernenergie und Kohlekraftwerken. Die Haltung der Bundesregierung zur Kernenergie bleibt unverändert. Die Bundesregierung bleibt davon überzeugt, dass Kernenergie Energie kann nicht als nachhaltig eingestuft werden“, wird ein Sprecher der Bundesregierung von Reuters zitiert.
Obwohl die Kernenergie geringe CO2-Emissionen verursacht, sind die möglichen Auswirkungen der Entsorgung radioaktiver Abfälle auf die Umwelt das Problem. Das löst die EG gemeinsam.
Die Kommission ist bereit, den Kern als grüne Ressource zu bezeichnen, wenn das Projekt über einen Plan, eine Finanzierung und einen Ort für die sichere Entsorgung radioaktiver Abfälle verfügt. Damit neue Kernkraftwerke zudem als grün gelten, müssen sie bis 2045 eine Baugenehmigung erhalten.
Frankreich ist ein Verbündeter
Der Vorschlagsentwurf kann sich laut Reuters ändern und soll Ende Januar veröffentlicht werden. Die Kommission sollte die Taxonomie dann an das Europäische Parlament und die Mitgliedstaaten weiterleiten. Die Nachricht würde in Kraft treten, wenn mindestens 20 Länder, die mindestens 65 Prozent der EU-Bevölkerung repräsentieren, und eine einfache Mehrheit der Abgeordneten dagegen protestieren.
Allerdings sind sich die 27 Länder seit langem uneinig darüber, welche Energiequellen als nachhaltig bezeichnet werden sollen. Der Kern ist nicht nur für Deutschland, sondern auch für Österreich oder Luxemburg inakzeptabel. Im Gegenteil, Tschechien, Frankreich und Finnland sehen darin eine Notwendigkeit in ihrem Energiemix.
„Es gibt Länder, die in sehr radikaler Form auf die Politik des Green Deal gesetzt haben, darunter Deutschland“, sagte Premierminister Petr Fiala (ODS) am Sonntag gegenüber CNN Prima News und fügte hinzu, dass Tschechien ein Bündnis mit Frankreich und anderen finden müsse Länder, die dasselbe anstreben.
„Es gibt Länder, die aufgrund der natürlichen Gegebenheiten stärker auf Erneuerbare setzen können. In Spanien scheint die Sonne mehr als bei uns, anderswo weht der Wind mehr. So etwas gibt es in Tschechien nicht. Wir werden nie genug Energie aus erneuerbaren Quellen haben, die brauchen wir als Industrieland, deshalb ist es für uns wichtig, einen Kern zu haben“, fügte Fiala hinzu.
„Web pioneer. Typical pop culture geek. Certified communicator. Professional internet fanatic.“