Der österreichische Bundeskanzler Karl Nehammer sprach sich für den Bau der umstrittenen Gaspipeline Nord Stream 2 aus, die einen direkten Gastransport von Russland nach Deutschland unter Umgehung der Transitländer ermöglicht.
„Ich gehe davon aus, dass Nord Stream 2 wie geplant bald einsatzbereit ist“, sagte er in einem Interview mit der deutschen Tageszeitung Welt. Solange die Länder der Europäischen Union Öl und Gas brauchen, sei es wichtig, die Energieversorgung aus mehreren Quellen sicherzustellen und über die richtigen Pipelines zu verfügen, fügte die österreichische Kanzlerin hinzu.
„Das gilt natürlich auch für Österreich. Nord Stream 2 ist ein wichtiges Projekt, das der Europäischen Union Sicherheit in Bezug auf die Energieversorgung bietet“. Der österreichische Politiker zeigte sich zurückhaltend gegenüber US-Forderungen, die Gaspipeline zu nutzen, um Moskau in der Ukraine-Krise unter Druck zu setzen. „Damit würde sich die Europäische Union selbst schaden“, schätzte er ein.
Die Gaspipeline wartet auf eine Genehmigung
Bundesaußenministerin Annalena Baerbock sagte am Sonntag im ZDF, die Gaspipeline könne derzeit nicht genehmigt werden, weil sie den Anforderungen des europäischen Energierechts nicht entspreche und es auch Sicherheitsprobleme gebe.
Der Bau der Nord Stream 2, die auf dem Grund der Ostsee verläuft, wurde vor wenigen Wochen abgeschlossen, doch die Bundesnetzagentur hat die endgültige Genehmigung verweigert. Bis Anfang Januar muss die deutsche Behörde über eine Betriebserlaubnis für Rohre entscheiden, die jährlich bis zu 55 Milliarden Kubikmeter Erdgas von Russland nach Deutschland transportieren sollen.
Die neue Chefin der deutschen Diplomatie, Annalena Baerbock, hat sich schon im Wahlkampf gegen Nord Stream 2 ausgesprochen. Der sozialdemokratische Bundeskanzler Olaf Scholz hat zu der umstrittenen Gaspipeline noch keine eindeutige Position bezogen.
(DPA, mehr)
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