In Berlin hat die Koalition unter Olaf Scholz gesellschaftliche Reformen ganz oben auf die Agenda gesetzt. Nach dem Mitte August verabschiedeten Text zu Cannabis gab die Regierung am Mittwoch, dem 23. August, grünes Licht für zwei weitere symbolträchtige Gesetzesentwürfe: den zur Erleichterung des Identitätswechsels für Transgender und vor allem die Überarbeitung des Staatsangehörigkeitsgesetzes erleichtert den Erwerb der deutschen Staatsbürgerschaft. Die Texte, die im Parlament diskutiert und abgestimmt werden müssen, könnten noch Änderungen erfahren.
Dieser Gruppenschuss sollte es der Koalition ermöglichen, wieder zu ihrer ursprünglichen progressiven Dynamik zurückzukehren. Diese drei liberal inspirierten Projekte standen im Mittelpunkt des Koalitionsvertrags mit dem Titel „Mehr Fortschritt wagen“, den SPD, Grüne und FDP bei der Regierungsbildung im Dezember 2021 angekündigt hatten. Aus Kriegsgründen verschoben In der Ukraine sind sie nun die Priorität einer Exekutive, die darauf bedacht ist, die unaufhörlichen Streitigkeiten der drei Parteien über Haushalts-, Energie- und Verteidigungsfragen zu zerstreuen, was für die Glaubwürdigkeit der Regierung katastrophal ist. Es ist auch eine Möglichkeit, die christdemokratische Opposition und vor allem die rechtsextreme AfD direkt anzugreifen, die diese Änderungen weitgehend ablehnt.
1,7 Millionen unbesetzte Stellen
Der Text zur Staatsangehörigkeit wird in diesem Herbst zweifellos der am heftigsten diskutierte sein. Der Gesetzentwurf sieht vor, dass ein Ausländer die deutsche Staatsangehörigkeit bereits fünf Jahre nach seiner Einreise beantragen kann – statt acht Jahre – oder im beschleunigten Verfahren sogar drei Jahre. Wird berechtigt sein „Turbo-Einbürgerung“ – in drei Jahren – Ausländer, die die deutsche Sprache beherrschen, über gefragte berufliche Fähigkeiten verfügen oder sich durch außergewöhnliches ehrenamtliches Engagement für das Land eingesetzt haben. Einbürgerungskandidaten müssen für ihren Lebensunterhalt sorgen und dürfen sich keiner rassistischen oder antisemitischen Handlungen schuldig machen. Vor allem Ausländer aus Ländern außerhalb der Europäischen Union müssen ihre ursprüngliche Staatsangehörigkeit nicht mehr aufgeben, wenn sie Deutsche werden wollen.
Diese Reform dient vor allem dazu, Deutschland für qualifizierte Arbeitskräfte aus dem Ausland attraktiv zu machen, die das Land dringend benötigt. Um den Ruhestand großer Generationen zu kompensieren, sind 400.000 Nettozugänge pro Jahr erforderlich. Nach Angaben des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsbildungsforschung sind derzeit 1,7 Millionen Stellen unbesetzt, was das Wachstum bremst. Besonders besorgniserregend ist der Personalmangel in den Bereichen IT, Gesundheit und Bildung. Um die besten Profile konkurriert Deutschland mit den USA, Kanada und Neuseeland, die seit langem attraktive Bedingungen für ausländische Arbeitskräfte bieten.
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