Sie rannte los und verschwand. Spuren eines deutschen Mädchens führen zu einer Sekte in Tschechien

Sie standen in Deutschland wegen Kindesmissbrauchs vor Gericht, weshalb Mitglieder der Zwölf-Stämme-Sekte in die Tschechische Republik zogen. Aber auch hier sind sie nun auf der Suche nach Polizei und Behörden. Die Geschichte der Familie Henningfeld wird in einer neuen Folge von Kristina Cirokovás journalistischer Sendung Terén thematisiert.

Vor anderthalb Jahren ging die damals elfjährige Shalomah Henningfeld laufen. Doch zu ihren Pflegeeltern im bayerischen Holzheim kehrte sie nie zurück. Seitdem fahnden deutsche und tschechische Behörden erfolglos nach ihr. Und auch nach ihren Eltern.

Wie aus den noch nicht veröffentlichten Urteilen der Brünner Gerichte hervorgeht, die Seznam Zpravy in anonymisierter Form erhalten hat, wurde gegen die Eltern ein internationaler Haftbefehl erlassen.

„Sie werden des Verbrechens der Entführung einer Minderjährigen verdächtigt“, bestätigte Seznam Zprávám nach der Aufnahme des Berichts, Polizeihauptkommissar Markus Trieb vom Polizeipräsidium Nordschwaben. Ihm zufolge bestehe weiterhin der Verdacht, dass sich das Mädchen und ihre Eltern in Tschechien aufhalten.

Dies geht schließlich auch aus der Aussage des Mädchens selbst hervor, mit der es unserem Büro für den internationalen Kinderschutz per Videoanruf gelang, eine Verbindung herzustellen. Den Gerichtsunterlagen zufolge gab das Mädchen an, dass sie bei ihren Eltern lebe und Tschechisch lerne.

„Die Minderjährige gab an, dass sie mit ihren Eltern zufrieden ist und bei ihnen bleiben möchte. Angesichts der Umstände des Interviews sei es schwierig, Rückschlüsse zu ziehen, so der Psychologe. „Es bestehen Bedenken, inwieweit der Minderjährige tatsächlich die Möglichkeit hat, sich frei zu äußern“, heißt es im Urteil des Stadtgerichts Brünn vom vergangenen Februar. Das Gericht entschied über die Rückkehr des Mädchens nach Deutschland. Der Antrag wurde von der Deutschen gestellt Behörde.

Die Behörden nahmen die Tochter ihren Eltern vor zehn Jahren weg. Damals gelang es dem RTL-Enthüllungsjournalisten Wolfram Kuhnigk, in die Zwölf-Stämme-Gemeinschaft einzudringen, in der das Ehepaar Carsten und Britta Henningfeld mit ihren Kindern lebte. Dort drehte er Aufnahmen von Sektenmitgliedern, die Kinder mit Stöcken schlugen. Anschließend nahmen die Behörden 40 Kinder ihren Familien weg, und später wurden die Urteile vor Gericht verkündet. Am schwersten für eine Lehrerin, die Kinder innerhalb der Gemeinschaft unterrichtete und zugab, sie bis zu acht Mal am Tag zu schlagen, beispielsweise wegen Stotterns oder Leseschwäche.

„Sie leben hier“

Nach dem Skandal in Deutschland zog die christliche Sekte der Zwölf Stämme nach Böhmen. Sie verfügt hier über zwei Büros – in Mšecké Žehrovice in Rakovnick und in Skalná in Chebsk. Die Henningfelds lebten in Skalná, als ihre Tochter vermisst wurde. Die tschechische Polizei fand das entführte Mädchen und ihre Eltern dort jedoch nicht.

Daher bestätigte das Landgericht in Brünn endgültig die Entscheidung der ersten Instanz, den Antrag der deutschen Behörden auf Rückführung von Shaloma in ihr Heimatland abzulehnen. „Im Verfahren konnte nicht nachgewiesen werden, dass sich der Minderjährige im Hoheitsgebiet der Tschechischen Republik aufhielt“, hieß es in der Entscheidung des Landgerichts Brünn vom vergangenen Mai.

Der Reporter von Seznam Zpráv hat sich nun mit der Kamera auf die Suche nach dem Mädchen und ihren Eltern in beiden Gemeinden gemacht, in denen die Zwölf-Stämme-Gemeinschaft tätig ist. Die Einwohner von Mšecké Žehrovice erinnerten sich an die Hennignfelds, waren sich aber nicht sicher, wann sie sie das letzte Mal gesehen hatten.

Foto: Mapy.cz

Wo die Mitglieder der Zwölfstämme-Sekte leben: 1) Mšecké Žehrovice, 2) Skalná.

Andererseits behaupteten mehrere Menschen in Skalná, dass sie sie dort regelmäßig sehen. „Ja, sie leben hier. „Ich kenne sie“, sagte ein Mann aus Skalná, der aus Angst, die Nachbargemeinde zu beleidigen, anonym bleiben wollte.

Die tschechischen Behörden interessieren sich nun wieder für das Leben in der Zwölfstämme-Gemeinschaft. Und das liegt an der anonymen Person, die diesen Juni kam.

„In einer anonymen Einreichung wurden einige Praktiken beschrieben, die die Zwölf-Stämme-Gemeinschaft gegen Kinder anwenden soll. Sie bezeichnen es als Bildung“, sagte Eva Davidová, Sprecherin des Ministeriums für Arbeit und Soziales, und fügte hinzu, dass das Büro dies gemeldet habe Angelegenheit für die Polizei und Vertreter der Kinderrechtsschutzbehörde ermitteln ebenfalls.

Was ist die Geschichte des verlorenen Mädchens und ihrer Familie? Was ist die Zwölf-Stämme-Gemeinschaft? Und wie sahen die Prügel auf Kinder aus, aufgrund derer die deutschen Behörden gegen die Sekte vorgingen? Sehen Sie sich das Einführungsvideo an.

Terrain

Foto: Jan Mihaliček, Seznam Správy

Die Autorin von Terrain ist Kristina Ciroková.

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Katrin Taube

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