Keine Straßenbahnkollisionen mehr in Prag? Das deutsche System greift in das Management ein | Geschäft

Die „Heilung“ einer Straßenbahn nach einem schweren Unfall kostet zig Millionen und dauert mehrere Monate. Und gerade bei neuen Niederflurgarnituren fällt es den Prager Verkehrsbetrieben auf, wenn diese im Fuhrpark fehlen.

Sechzehn davon sind derzeit aufgrund von Unfällen außer Betrieb. Deshalb werden Mitarbeiter des Unternehmens gemeinsam mit deutschen Experten damit beginnen, das Antikollisionssystem zu testen.

„Die deutsche Firma Intelligence on Wheels hat uns ihr Gerät präsentiert. Wir werden die Tests auf dem Gelände der Prager Straßenbahnreparaturwerkstatt durchführen. Aufgrund der Ergebnisse werden wir über die Tests im Betrieb entscheiden“, bestätigte der Sprecher des LN-Unternehmens Aneta Řehková. Es sollte zum Jahreswechsel Mai/Juni beginnen.

Was der deutsche Prototyp kann

Der Vereinbarung zufolge wird das Unternehmen elf Geräte liefern, die in ausgewählten Straßenbahnen installiert werden. Und kostenlos zahlt der städtische Verkehrsträger nur die Zeit seiner Fahrer und den verbrauchten Strom.

Zusammenstoß zweier Straßenbahnen in der Nähe des Tanzenden Hauses in Prag.

Was der deutsche Prototyp genau kann: Er basiert auf genauen Kartendaten und sorgt für die Kommunikation zwischen einzelnen Straßenbahnen. Auch dank speziell für diese Zwecke entwickelter Algorithmen.

„Bewertet das Gerät die Gefahr einer Kollision zwischen Straßenbahnen, warnt es den Fahrer mit einem akustischen Alarm. Bei neuen Straßenbahnen soll es auch automatisch in die Lenkung eingreifen“, erklärt Řehková.

Wenn bei der Erprobung im Bereich der reparierten Straßenbahn alles funktioniert, wird schnellstmöglich die zweite Stufe erreicht. Elf mit deutscher Ausrüstung ausgestattete Sets werden auf den Straßen von Prag in den dichten Verkehr geraten.

Hunderte Millionen Schadensersatz

Der Grund, warum das größte Transportunternehmen des Landes ein Antikollisionssystem wünscht, liegt auf der Hand. Es soll Straßenbahnkollisionen verhindern, die in Prag keine Seltenheit sind. Die Schäden beliefen sich zuletzt auf über 100 Millionen Kronen, und nicht alle Autos der Prager Flotte sind versichert – für die älteren lohnt sich das einfach nicht.

Die neuen sind versichert, allerdings muss jeder Unfall separat mit der Versicherung abgewickelt werden. Und der Schaden wird erst nach der Reparatur erstattet.

Sechzehn 15T-Straßenbahnen von Škoda Transportation von insgesamt 250 sind nur wegen schwerer Unfälle „aus dem Spiel“. Seit letztem Jahr hat das Transportunternehmen einen Vertrag mit dem Plzeňer Ingenieurbüro für die Reparatur verunglückter Maschinen.

Der größte öffentliche Verkehrsbetreiber in der Tschechischen Republik testet zum zweiten Mal das Antikollisionssystem. Die ersten Tests wurden im vergangenen Herbst von der amerikanischen Firma Protran angeboten. Doch der Test überzeugte den Vertreter des Transportunternehmens nicht. Laut LN-Quellen sieht Versuch Nummer zwei deutlich vielversprechender aus.

Sollte sich diese Technologie des deutschen Unternehmens durchsetzen, würde das Transportunternehmen eine Ausschreibung für Lieferanten ausschreiben.

„Unsere Bemühungen werden darin bestehen, das benötigte System allgemein zu beschreiben und eine öffentliche Ausschreibung auszuschreiben. Selbst nach einer detaillierten Analyse möglicher Lieferanten wissen wir nicht, ob es einen ähnlichen Hersteller der von uns getesteten Ausrüstung gibt“, fügte Sprecherin Řehková hinzu.

EMA hilft Autofahrern bereits

Das Verkehrsunternehmen betreibt derzeit auf einigen Linien im akuten Modus ein anderes intelligentes System namens EMA. Es hilft dem Fahrer bei der Steuerung des Sets. Beispielsweise kann es die Straßenbahn in einer Kurve abbremsen, sodass diese sicher durchfährt, wenn der Fahrer zu schnell hineinfährt.

Vereinfacht lässt sich sagen, dass es die für das Fahrzeug am besten geeignete Fahrweise wählt.

Dank Sensordaten kann es beispielsweise beurteilen, ob es in der Straßenbahn zu heiß oder zu kalt ist, und die Temperatur entsprechend anpassen. Außerdem schaltet es automatisch hellere Lichter für die Passagiere im Set ein, wenn das Auto in einen Tunnel einfährt oder es dunkel wird.

Katrin Taube

"Popkultur-Experte. Begeisterter Kaffee-Evangelist. Freiberuflicher Alkohol-Liebhaber. Web-Wissenschaftler."