Das Video aus dem Universitätskrankenhaus in Bukarest wird schmerzlich angeschaut. Das Video zeigt, dass auf der Intensivstation kein einziger Platz frei ist, die Flure voller wartender Patienten sind und das Personal die Leichen verstorbener Patienten in schwarzen Säcken transportiert.
Krankenwagen bringen jedoch immer noch neue Patienten – meist ältere, meist ungeimpfte. Einige sind in einem sehr schlechten Zustand und können kaum atmen. Trotzdem gibt es Menschen, die sagen, dass sie es nicht bereuen, sich nicht impfen zu lassen. „Das ist das Ergebnis der Nachlässigkeit der Politiker. Und sie sollten den Menschen direkt, sogar eindringlich sagen: Impfen! “, sagt einer der Ärzte.
Das kommentarlose Video aus einem rumänischen Krankenhaus ist 16 Minuten lang und trägt den Titel „So sieht eine Gesundheitskatastrophe aus“. Die rumänische Ermittlungswebsite Recorder hat es letzte Woche gepostet.
Tragische Zahlen
Obwohl das Video ein bestimmtes Krankenhaus zeigt, spielen sich ähnliche Szenen in Einrichtungen in ganz Rumänien ab. Es gibt wenige Länder in Europa, in denen die nächste Coronavirus-Welle so schlecht läuft. Fast jeder Tag bringt dort eine andere, tragische Bilanz. Am 19. Oktober zum Beispiel waren es fast 19.000. Neuinfektionen und 574 Todesfälle.
„Das ist keine Pandemie, es ist eine echte Katastrophe“, sagte Daniel Coriu, Leiter der Rumänischen Medizinischen Akademie. Kürzlich hat diese Universität einen offenen Brief mit dem Titel „Scream of Despair“ geschrieben, der die Katastrophe im Gesundheitswesen beschreibt.
Nur wenige geimpfte, anti-Impfstoff-Influencer
Die Pandemiekatastrophe findet inmitten einer schweren politischen Krise des Landes statt. Die Regierung von Florin Cîțu brach nach langen Streitigkeiten innerhalb der Koalition zusammen. Wann kommt das neue Gabitnet? Viele Wochen können vergehen. HotNews, eine der wichtigsten lokalen Websites, hat kürzlich einen Artikel mit dem Titel „Unser Beileid!“ veröffentlicht; und dies betraf sowohl die Regierung als auch den Gesundheitszustand des Landes.
Es ist schwer zu sagen, dass die Pandemie-Situation in Rumänien auf dem Kontinent einzigartig ist. Sehr hohe Morbiditäts- und Sterberaten werden auch in Litauen, Lettland und Bulgarien verzeichnet. Was Rumänien jedoch auszeichnet, ist, dass kein EU-Land ein so überlastetes Gesundheitssystem hat. Viele Ärzte und Krankenhausdirektoren sind geradlinig: Dieses System steht kurz vor dem Zusammenbruch.
Gleichzeitig hat Rumänien – neben Bulgarien – eine der niedrigsten Impfraten. Nur etwa 30 Prozent. Die Menschen dort sind vollständig geimpft, was weniger als der Hälfte des EU-Durchschnitts entspricht. Die Skepsis gegenüber Impfstoffen ist in Rumänien extrem verbreitet und wird von nationalistischen Politikern, aber auch von der einflussreichen orthodoxen Kirche geschürt.
Der Präsident des Landes, Klaus Iohannis, bezeichnete die Situation als „ein nationales Drama von schrecklichem Ausmaß“. Die Gründe für diese Situation sieht das Staatsoberhaupt zudem gerade in der Impfdistanz der rumänischen Bevölkerung. Er warf den Behörden in diesem Zusammenhang „keine konkreten Maßnahmen“ vor und forderte die Rumänen auf, sich selbst impfen zu lassen.
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Viele Kommentatoren werfen dem Präsidenten jedoch Zynismus vor. Sie stellen fest, dass der Präsident und der von ihm unterstützte Premierminister die Pandemiekrise ziemlich chaotisch gehandhabt und die Situation bei vielen Gelegenheiten heruntergespielt haben. Präsident Iohannis bezeichnete die Impfkampagne im Land bereits im Juni als „Erfolg“ und sagte, „die Pandemie ist gestoppt“. Ähnlich äußerte sich der Ministerpräsident, obwohl schon damals Experten vor der vierten Welle warnten und die Behörden aufforderten, sich auf diese Situation vorzubereiten.
„Zombie“ nach der Impfung
Die Regierung blieb monatelang passiv, und die Richtlinien für sogar Masken wurden nicht besonders befolgt. Vor allem aber wurde so gut wie nichts gegen die ständig schleichenden Fake News über Impfstoffe unternommen. Impfgegner könnten problemlos im ganzen Land demonstrieren, ganz zu schweigen davon, dass sie das Internet mit ihren Nachrichten überfluten.
Kürzlich landete eine Aufnahme einer Schule in der Stadt Botoșani ganz oben auf den lokalen Websites. Studenten nahmen heimlich einen Lehrer auf, der von „Impfungen macht Menschen zu Zombies“ sprach und Krankenhäusern „Massenvernichtung wie in Auschwitz“ vorwarf.
Auch rumänische Priester und sogar Bischöfe sprachen sich offen gegen Impfungen aus. Der einflussreiche Erzbischof Theodosius meinte, Impfungen seien unsicher, und sogar die Union selbst halte sie zurück. Inzwischen sind rumänische Politiker gegenüber der Kirche äußerst zurückhaltend, da sie in diesem Land eine sehr einflussreiche Institution ist. Und in den Provinzen ist das Wort des Priesters oft von zentraler Bedeutung.
Solidarität gegenüber Rumänien
Angesichts dieser schwierigen Situation musste die rumänische Regierung erstmals andere Länder um Hilfe bitten. Moldawien, viel ärmer als Rumänien, schickte Ärzte und Krankenschwestern. Ungarn hingegen begann mit der Aufnahme rumänischer Patienten. Dies wurde als wichtige Geste gelesen, da die rumänisch-ungarischen Beziehungen in letzter Zeit eher angespannt waren.
Experten betonen unterdessen, dass sich die Lage nicht so schnell verbessern wird, und bis zur Spitze der vierten Welle ist es noch ein weiter Weg.
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