Das Embargo für russisches Gas könnte laut E.ON die Europäische Union in ihrer Existenz gefährden

„Ein solcher Schritt würde nicht nur Deutschland hart treffen, auch Europa hätte ein riesiges Problem“, sagte E.ON-Chef Leonhard Birnbaum zur möglichen vollständigen Abkopplung Europas vom russischen Gas. Die Slowakei beispielsweise ist vollständig von russischem Gas abhängig. Tschechien und Österreich beziehen den größten Teil ihres Erdgases aus Russland, präzisierte er.

Gleichzeitig schloss er eine Rückkehr zur Kernenergie in Deutschland aus, widersetzt sich aber nicht einer Laufzeitverlängerung der deutschen Kohlekraftwerke.

„Wenn wir glauben, wir können die Versorgung Deutschlands sichern, ohne uns gemeinsam um andere Länder zu kümmern, dann bricht die EU auseinander“, so der Chef des deutschen Unternehmens weiter. „Wir dürfen das nicht als nationale Angelegenheit betrachten“, fügte Birnbaum hinzu und bekräftigte, es sei richtig und verantwortungsvoll, dass die Bundesregierung das Gasembargo als Vergeltung für den russischen Einmarsch in die Ukraine abgelehnt habe.

Schon Ende März sagte der Manager, Deutschland brauche drei Jahre, um sich von russischem Gas unabhängig zu machen. „Wenn wir schneller sind, ist das schön, aber es geht sicher nicht um drei Monate“, sagte Birnbaum nun dem Handelsblatt.

Russische Truppen haben am 24. Februar eine Invasion in der Ukraine gestartet. Seitdem hat die EU eine Reihe von Sanktionen gegen Russland verhängt, sowohl gegen Einzelpersonen als auch gegen Unternehmen. Zuletzt hat sie vor zwei Wochen zweiwöchige Sanktionen genehmigt, darunter ein Verbot russischer Kohleimporte in die EU mit Wirkung vom 10. August.

E.ON selbst schloss sich anderen Energiekonzernen an und begann sich von Russland abzuwenden. Es hat keine langfristigen Lieferverträge direkt mit russischen Produzenten, sondern hat einen Teil des Gases von Gazproms Handelsgesellschaften in Europa gekauft.

Aldrich Sachs

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