30 Migranten werden nach einem Bootsunglück vor Libyen vermisst, Italien soll Hilfe absichtlich hinausgezögert haben

An Bord seien Migranten mit dem Ziel Italien gewesen, teilten humanitäre Organisationen mit. Nach Angaben der mit dem Schiff in Kontakt stehenden Organisation Alarm Phone wurden die italienischen Behörden bereits am Samstag auf die kritische Lage des Schiffes aufmerksam gemacht.

Laut Alarm Phone sollten 47 Personen an Bord sein. Am Sonntagnachmittag teilte die Organisation mit, dass mehrere Dutzend Menschen auf dem Schiff ertrunken seien, und beschuldigte die italienische Regierung, die Rettungsaktion absichtlich verzögert zu haben.

„Wir stehen unter Schock. Laut verschiedenen Quellen sind Dutzende Menschen ertrunken. Wir haben am Samstag um 2:28 MEZ erstmals die Behörden alarmiert und die Dringlichkeit ihrer Situation betont. Die italienischen Behörden haben die Rettungsaktion bewusst verzögert und sie gelassen sterben“, schrieb sie auf Twitter.

Später fügte sie hinzu, dass es einigen der Migranten gelungen sei, an Bord eines Handelsschiffs gerettet zu werden, und dass sie darum bitte, dass sie in Europa bleiben. Laut Reuters gehen die Rettungsarbeiten mit Hilfe von Flugzeugen der EU-Agentur Frontex weiter.

Laut Reuters schickten die italienischen Behörden mehrere Handelsschiffe in die Nähe des Schiffes, das sich nordwestlich von Bengasi in Libyen befand, griffen jedoch bei der Ankunft nicht ein.

Laut Alarm Phone warteten sie darauf, dass die libysche Küstenwache am Schiff ankam, um sie zu übernehmen.

Nach Angaben der deutschen humanitären Organisation SeaWatch konnten die Behörden in Tripolis jedoch aufgrund der sich verschlechternden Bedingungen auf See nicht eintreffen, berichtete AFP.

Der italienische Außenminister Antonio Tajani sagte, er sei überzeugt, dass die italienischen Rettungsdienste niemanden ohne Hilfe auf See lassen würden.

Er warnte auch vor einem möglichen Missbrauch des Falls und forderte eine gründliche Analyse des Sachverhalts, denn „es geht um Menschenleben“. Der Minister habe den Fall während seiner Arbeitsreise nach Israel kommentiert, berichtete ANSA.

Nach Angaben der italienischen Küstenwache befand sich das Schiff seit Samstag in libyschen Gewässern. Die Italiener hätten dennoch eine Rettungsaktion gestartet, weil sie die Untätigkeit anderer nationaler Rettungs- und Koordinierungszentren in der Gegend bemerkt hätten, zitierte die italienische Wache ANSA die Agentur.

Am Samstag rettete die italienische Küstenwache innerhalb von 24 Stunden über 1.400 Migranten. In den letzten vier Tagen sind fast 6.000 Flüchtlinge in Italien angekommen, das sind in etwa so viele wie im Januar und Februar des Vorjahres. Die aktuelle Migrationswelle wird sich aufgrund des warmen Wetters voraussichtlich fortsetzen.

Die italienische Regierung hat am Donnerstag ein weiteres Migrationsdekret verabschiedet, das unter anderem die Strafen für Menschenschmuggler von maximal fünf Jahren auf bis zu 30 Jahre verschärft.

Außerdem soll ein Quotensystem für Arbeitserlaubnisse für Menschen aus Ländern geschaffen werden, die mit der italienischen Regierung im Kampf gegen die illegale Migration zusammenarbeiten werden.

Kurz nach dem Schiffsunglück im Februar, bei dem fast acht Dutzend Menschen ums Leben kamen, kündigte die italienische Regierung an, bis zu 500.000 legal eingewanderte Ausländer aufnehmen zu wollen.

Beim Kentern zweier Boote vor der Küste von San Diego sind mindestens acht Menschen ums Leben gekommen

Ausländisch

Katrin Taube

"Popkultur-Experte. Begeisterter Kaffee-Evangelist. Freiberuflicher Alkohol-Liebhaber. Web-Wissenschaftler."